Kongress #KEEF22
Industrie und Forschung tauschen sich über Erfolge, neue Ideen und Zukunftsperspektiven aus
Kongress #KEEF22
Industrie und Forschung tauschen sich über Erfolge, neue Ideen und Zukunftsperspektiven aus
24.05.2022
Am 17. und 18. Mai 2022 hat der Kongress Energieeffizienzforschung für Industrie und Gewerbe (KEEF) im Tagungswerk Berlin stattgefunden. Organisiert wurde dieser vom Projektträger Jülich und der Begleitforschung EE4InG im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Bei der zweitägigen Hybrid-Veranstaltung waren rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei — mehr als die Hälfte davon vor Ort.
Mit verschiedenen Vorträgen und zwei spannenden Podiumsdiskussionen war das Programm des ersten Veranstaltungstages mitunter politischer geprägt. Dr. Wolfgang Langen, Leiter des Referates IIC6 Energieforschung – Projektförderung und Marktbereitung; Schlüsseltechnologien der Energiewende im BMWK, eröffnete den Kongress mit einem Grußwort und betonte die Bedeutung der Energieforschung in Industrie und Gewerbe nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Um diese Herausforderungen zu meistern, sei die Expertise verschiedener Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft gefragt, die gemeinsam an den dafür notwendigen Technologien arbeiten und so das Gesamtsystem optimieren. Durch den ersten Tag im Plenum führte Moderatorin Ursula Heller, die unter anderem vom Bayerischen Rundfunk bekannt ist.
Wie angewandte Energieforschung in der Industrie aussehen kann
Direkt zu Beginn stellten Unternehmensvertreterinnen und -vertreter von Bosch Rexroth, Merck und Schott ihre Erfolgsgeschichten in der angewandten Energieforschung vor. Mithilfe von BMWK-geförderten Forschungsprojekten konnten sie die Energieeffizienz in ihrer Produktion bereits steigern und einen ersten Beitrag zur Energiewende leisten. Angeregt durch diese Best-Practice-Beispiele erhielten die Kongressteilnehmenden anschließend einen kurzen Einblick in den Förderbereich Industrie und Gewerbe im 7. Energieforschungsprogramms (kurz: 7. EFP) und erfuhren, wo noch weitere Effizienzpotenziale schlummern.
Herausforderungen begegnen, Potenziale ausschöpfen und Energiewende voranbringen
So stellte Prof. Matthias Weigold von der TU Darmstadt die Ergebnisse des Begleitforschungsvorhabens EE4InG vor. Drei Jahre lang hatten die Forschenden von EE4InG Forschungs- und Entwicklungsansätze identifiziert und analysiert. Sie beschäftigten sich dabei unter anderem mit den Fragen, welche Energieeffizienzpotenziale noch nicht ausgeschöpft sind sowie welche Technologien und Methoden weiterentwickelt werden sollten. Zudem untersuchten sie, welche Innovationen sich auch auf andere Bereiche übertragen lassen, welche Förder- und Forschungsbedarfe aktuell und in den kommenden Jahren bestehen und vor welchen Herausforderungen sich Unternehmen bei der Energiewende sehen.
Mit der ersten Podiumsdiskussion nahmen Dr. Hildegard Römer von der Firma SCHOTT, Dr. Wolfgang Langen aus dem BMWK, Dr. Florian Ausfelder von der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie, Prof. Hans-Martin Henning vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE sowie Dr. Eberhard von Rottenburg vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) auf die Ergebnisse Bezug. Gemeinsam mit dem Publikum im Saal und den Online-Teilnehmenden per Chat diskutierten sie zur Fragestellung „Wie kann anwendungsnahe Forschung und Entwicklung in Industrie die Energiewende voranbringen?“.
Abendveranstaltung: Forschungsprojekte kennenlernen und ins Gespräch kommen
Speziell für die Präsenzteilnehmenden hielt der Kongress noch eine Abendveranstaltung am ersten Kongresstag bereit. Auftakt dazu bildete eine Posterausstellung mit Pitches. Hier stellten die Forschenden von fünf der 20 ausgestellten Poster in einem kurzen Vortrag ihre Forschungsprojekte vor. An den Posterständen bestand die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und sich über Technologien und Innovationen auszutauschen.
Weitere Highlights des Abends waren ein Zweiergespräch sowie eine zweite Podiumsdiskussion. So unterhielten sich Prof. Eberhard Jochem und Oliver Lösch vom IREES auf der Bühne über die Energieeffizienzforschung als Produktionsmaschine für Low-hanging fruits. Ihr Ergebnis: In der Forschung für die Energiewende sei mehr Geschwindigkeit erforderlich — das Publikum als stiller Zeuge des Gesprächs.
Kommunikation und Netzwerkarbeit im Blick behalten
In der Podiumsdiskussion sorgte Moderatorin Ursula Heller für einen schnellen Schlagabtausch unter den Diskutanten — darunter Prof. Tabea Arndt vom Karlsruher Institut für Technologie in ihrer Rolle als Kuratorin der Forschungsfelds Hochtemperatursupraleiter, Prof. Eberhard Abele von der TU Darmstadt als Initiator der ETA-Fabrik und Kurator des Forschungsfelds Fertigungstechnik, Benjamin Kröger vom Steinbeis-Transferzentrum Werkstoffe Korrosion und Korrosionsschutz, Rebecca Winkels von Wissenschaft im Dialog und Dr. Hans-Christoph Wirth vom BMWK. Während der bisherige Tag die Forschungsarbeit als solche im Blick hatte, war hier Thema, welche Rolle die breitenwirksame Kommunikation und die Netzwerkarbeit für den schnellen und nachhaltigen Praxistransfer von Forschungsergebnissen spielen. Neben neuen und verbesserten Technologien und Prozessen, tragen insbesondere der gemeinsame Austausch und eine gute Zusammenarbeit zum Gelingen der Energiewende bei.
In diesem Sinne schloss der erste Kongresstag beim gemeinsamen Ausklang und Netzwerken ab.
Aktiv beteiligen: Workshops für die Weiterentwicklung des Energieforschungsprogramms
Am zweiten Kongresstag leitete Prof. Matthias Weigold durch das Programm. Der Fokus lag hierbei verstärkt auf der aktiven Teilnahme. So konnten sich die Kongressteilnehmenden in drei Workshop-Runden mit je vier Präsenzworkshops und zwei Online-Workshops austauschen und diskutieren. Zu den Themen Energieforschungspolitik, Elektrifizierung, klimaneutrale Wärme, Energieeinsparung, Digitalisierung und Wasserstoff haben sie gemeinsam Herausforderungen identifiziert und Fragestellungen sowie Ideen und Richtungen erarbeitet, die es in der zukünftigen Energieeffizienzforschung in Industrie und Gewerbe zu beachten gilt.
Ein Impulsvortrag leitete jede der drei Workshop-Runden ein. Dr. Volker Weihnacht sprach etwa über die Energieverluste durch Reibung und den Beitrag der Tribologie zur Energiewende, Dr. Wolfgang Reiser über Supraleiter als Schlüsseltechnologie für die Energiewende und Dr. Joachim Wünning über FLOX — Verbrennung mit Zukunft.
Insbesondere die aktive Teilnahme am zweiten Tag und die Austauschmöglichkeiten zwischen den Programmpunkten ermöglichten es den Teilnehmenden, ihre Erfahrungen und Wünsche zum Energieforschungsprogramm zu teilen. Diese Anregungen aus der Veranstaltung sollen in die Weiterentwicklung des Programms einfließen. (ln)
Workshopthemen beim Kongress Energieeffizienzforschung für Industrie und Gewerbe
Beim Kongress konnten die Teilnehmenden drei von sechs Workshops besuchen und ihre Erfahrungen mit einbringen. Dabei standen folgende Themen zur Auswahl:
- Energieforschungspolitik — Von der Projektidee in die industrielle Umsetzung
- Elektrifizierung — Stromnutzung in industriellen und gewerblichen Prozessen
- Klimaneutrale Wärme — Wärmewende in Industrie und Gewerbe
- Energieeinsparung — Steigerung der Effizienz industrieller und gewerblicher Prozesse
- Digitalisierung — Prozessoptimierung in Industrie und Gewerbe
- Wasserstoff — Stoffliche und energetische Nutzung in der Industrie